Märchen und ihre Bedeutung

Märchen halten uns einen Spiegel vor. Einen Spiegel, der uns tief in unsere Seele blicken lässt. Denn Märchen sind weit mehr als nur Erzählungen für Kinder. Sie vermitteln eine ganz besondere Welt voll Mystik und Zauber. Sie beschwören eine verloren geglaubte Zeit und sind uns doch so vertraut und nah.

 

Kinder haben einen natürlichen Zugang zu diesem Raum zwischen Traum und Wirklichkeit. Die alten Geschichten von schönen Prinzessinnen, mutigen Jünglingen, bösen Hexen oder sprechenden Tieren erreichen Kinderseelen direkt. Uns Erwachsenen steht dagegen manchmal unser Verstand im Weg. Wenn wir aber den geheimnisvollen Zauber von Märchen zulassen, malen sie einen Kosmos von seltsamer Innigkeit an die Wände unseres Herzens.

 

Dabei kommen Märchen zunächst fast unscheinbar daher, einfache, phantasiereiche Geschichten, Gut und Böse klar getrennt. Doch bei näherem Hinhören wird man hellhörig. Wie bei einer Muschel steckt in dem unscheinbaren Äußeren der märchenhaften Handlung eine wertvolle Perle. Kein Ratschlag oder erst recht keine Belehrung, sondern eine Lebensweisheit. Ein lebensfroher Teppich geknüpft aus menschlichen Erfahrungen, kunstvoll gewebt zu einer eingängigen Geschichte.

 

Zuhören und Lauschen ist somit eine Qualität, die für das Verstehen eines Märchens wesentlich ist. Deshalb sind Märchen zunächst auch kein Lesestoff, sondern wollen erzählt werden. Von Mensch zu Mensch, von Generation zu Generation wurden sie seit Jahrhunderten mündlich überliefert. Und bis heute entfalten die Märchen ihre Kraft beim Erzählen.